Im Oktober 2009 hat SZ-Reporter Janek Böffel unser Wasserball-Training im Rahmen der Aktion „Wir machen mit!“ der Saarbrücker Zeitung besucht. Seinen Bericht dürfen wir mit freundlicher Genehmigung der SZ hier veröffentlichen:
Im Wasserball sind die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit schnell erreicht – SZ-Serie, Teil 10 und Schluss
Von wegen, Wasser trägt. Wasserball macht viel Spaß, ist aber unglaublich anstrengend. Gerade als Anfänger nimmt man es da mit den Regeln noch nicht so streng. Zumindest hat Janek Böffel im Rahmen unserer Serie „Wir machen mit!“ diese Erfahrung gemacht.
Von SZ-Mitarbeiter Janek Böffel
Friedrichsthal. Ich bin seit 20 Minuten am Bescheißen. Nicht aus Böswilligkeit oder um besser zu spielen, sondern aus schierer Notwendigkeit. Um es mit den Worten des Radfahrers zu sagen, der seine Energiereserven Körner nennt: Meine Körner sind seit 20 Minuten aufgeweicht, schwammig und weich geworden im Wasser des Friedrichsthaler Schwimmbades. Und so stehe ich mit den Füßen auf dem Boden – streng verboten beim Wasserball, wenn man den Ball abspielt, aber das ist mir im Moment herzlich egal. Denen neben mir, die es nicht nötig haben zu schummeln, vermutlich auch. Nicht dass ich es nicht versucht hätte, den Anweisungen von Trainer Björn Schlick zu folgen. Mit den Beinen nach oben paddeln – ein wenig wie Charlie Chaplin unter Wasser – so dass sich der Oberkörper über Wasser hält und dann werfen. Doch irgendwann wollen meine Beine einfach nicht mehr. Und selbst die anfängliche Begeisterung für die Oberfläche des Balles, den sogar meine etwas kümmerlich geratenen Hände brauchbar greifen können, ist der Erschöpfung gewichen. Nichts mehr von „den Unterarm gerade führen, während du fast im Wasser stehst.“ Der Geist ist willig, doch dasFleisch ist schwach. Überhaupt: Selbst die Struktur, mit der der Ball überzogen ist und die ihn sogar noch griffiger machen soll, wenn er nass ist, hilft nicht mehr. Meine Hände gleichen einer Kraterlandschaft und mein restlicher Körper fühlt sich auch an wie zu heiß gebadet. Glücklicherweise schauen um mich herum fast 20 weitere Köpfe aus dem Wasser, und ich kann mich ein wenig abseits halten. „Ja, wir sind recht zufrieden mit der Größe der Gruppe, vor allem dafür, dass es Freitagabend ist“, sagt Wasserballwart Sascha Baumert vom Schwimmverein Friedrichsthal.
Die Gruppe ist bunt gemischt, von alten Hasen – wobei Hase angesichts der Wucht, mit der sie durchs Wasser pflügen, nicht unbedingt passt – bis zu Teenagern. Und das bei nur 280 Mitgliedern insgesamt und obwohl der Verein im Moment in keiner Liga spielt.
Ich muss gestehen, dass ich alles andere als ein Freund von Wasser bin. Wenn die Evolutionoder ein höheres Wesen gewollt hätte, dass unser eins schwimmt, hätten wir Flossen. Meine Vorspezies haben nicht umsonst vor knapp 400 Millionen Jahren das Wasser verlassen. Und trotzdem macht es Spaß. Selbst der perlende Halbkreis aus Tropfen, der jeden zu kurzen Pass meiner Mitspieler in meinem Gesicht ankündigt, stört mich nicht. Nicht dass ich einen Hauch von Talent an den Tag legen würde. Meine Pässe sind ungenau, meine Schwimmtechnik nur mit viel gutem Willen als unorthodox zu bezeichnen. Und wenn ich versuche, den Ball vor mir her zu treiben, ist er auch schon weg. Selbst meine einzige Vorlage an diesem Abend wirkt angesichts des Drehschusses, mit dem Schlick, der für Ludwigshafen in der 2. Bundesliga spielt, sie vollendet, arg ungelenk. Doch das simple Grundrezept, „Gib ein paar Leuten einen Ball und zwei Tore“, funktioniert auch im Wasser.
Wenn das Ganze nur nicht so anstrengend wäre. Langsam aber sicher lasse ich mich immer weiter nach hinten fallen. In die Abwehr, wie früher in der Schule beim Fußball, wenn man nur rumstehen wollte im Sportunterricht. So hab ich wenigstens die nötigen zehn Meter Vorsprung, wenn die gegnerische Mannschaft angreift – schließlich muss ich mich ja noch umdrehen. Und tatsächlich. Ein Konter der Gegner. Aber keiner der schnellen Flitzer, die man bei einem Konter erwarten würde, sondern einer dieser alten Hasen, der jetzt noch weniger nach Hase aussieht als vorher. Seine 90 Kilo, die prustend und raumgreifend auf mich zukommen, sehen eher nach 200 aus. „Geh drauf“, tönt es dumpf von hinten. Also drauf – mit Anlauf und dann irgendwie zupacken, ist ja erlaubt. Noch vier Meter, noch drei, noch zwei, noch einer. Ich mache höflich Platz – bin ja nicht blöde und schließlich auch nur zu Gast hier.
HINTERGRUND
Wasserball ist eine Mischung aus Handball und Rugby, die im Wasser gespielt wird. Bereits seit 1900 ist Wasserball olympisch und damit die älteste olympische Mannschaftssportart. Ziel des Spiels ist es, den Ball ähnlich wie beim Handball in das gegnerische Tor zu werfen. Die Mannschaften bestehen aus jeweils sechs Feldspielern und einem Torhüter. Der Ball darf nur mit einer Hand gespielt werden, berührt werden darf er allerdings mit dem ganzen Körper. Der Schwimmverein Friedrichsthal bietet freitags von 20 bis 21.30 Uhr Training im Schwimmbad in Friedrichsthal an (Schwimmbadstraße, 66299 Friedrichsthal). Ansprechpartner des Vereins für Wasserball ist Wasserballwart Sascha Baumert, Telefon (01 71) 9 30 55 72.